Bezeichnungssystem für Stähle
Bezeichnungssystem für Stähle Das B. für Stähle ist nach DIN EN 10027 in zwei Teilen genormt. Teil 1 legt die Kurznamen fest, Teil 2 enthält die Regeln für die Bildung, Vergabe und Registrierung von Werkstoffnummern…
Das B. für Stähle ist nach DIN EN 10027 in zwei Teilen genormt. Teil 1 legt die Kurznamen fest, Teil 2 enthält die Regeln für die Bildung, Vergabe und Registrierung von Werkstoffnummern für Stähle (Einteilung der Stähle nach DIN EN 10020).
Das B. unterscheidet bei Kurznamen für Stähle zwei Hauptgruppen.
Hauptgruppe 1: Kennbuchstabe aufgrund der Verwendung und der mechanischen und physikalischen Eigenschaften, gefolgt von einer Zahl, die entweder die Mindestzugfestigkeit, Mindeststreckgrenze oder andere Eigenschaften angibt.
Buchstabe | Verwendung des Stahles | mechanische und physikalische Eigenschaften |
G | Stahlguss; steht nur vor den übrigen Buchstaben, wenn erforderlich | |
S | Stähle für den allgemeinen Stahlbau | gefolgt von dem Mindeststreckgrenzwert (Re) in N/mm2 für die geringste Erzeugnisdicke |
P | Stähle für den Druckbehälterbau | gefolgt von dem Mindeststreckgrenzwert (Re) in N/mm2 für die geringste Erzeugnisdicke |
L | Stähle für den Rohrleitungsbau | gefolgt von dem Mindeststreckgrenzwert (Re) in N/mm2 für die geringste Erzeugnisdicke |
E | Maschinenbaustähle | gefolgt von dem Mindeststreckgrenzwert (Re) in N/mm2 für die geringste Erzeugnisdicke (ohne besondere Anforderungen an die Zähigkeit oder Schweißeignung) |
B | Betonstähle | gefolgt von einer Zahl, die der charakteristischen Streckgrenze (Re) in N/mm2 entspricht |
Y | Spannstähle | gefolgt von einer Zahl, die der Mindestzugfestigkeit (Re) in N/mm2 entspricht |
R | Stähle für oder in Form von Schienen | gefolgt von einer Zahl, die der Mindestzugfestigkeit (Re) in N/mm2 entspricht |
H | Kaltgewalzte Flacherzeugnisse aus höherfesten Stählen zum Kaltumformen | gefolgt von einer Zahl, die der Mindeststreckgrenze (Re) in N/mm2 entspricht. Falls nur die Zugfestigkeit festgelegt ist, ist der Kennbuchstabe T gefolgt von der Mindestzugfestigkeit (Re) in N/mm2 anzugeben |
D | Flacherzeugnisse aus weichen Stählen zum Kaltumformen (außer H) | gefolgt von einem der folgenden Kennbuchstaben: C für kaltgewalzte Flacherzeugnisse, gefolgt von einer zweistelligen Kennzahl; D für zu unmittelbaren Kaltumformung bestimmte warmgewalzte Flacherzeugnisse, gefolgt von einer zweistelligen Kennzahl; X für Flacherzeugnisse, deren Walzart (kalt oder warm) nicht vorgegeben ist, gefolgt von einer zweistelligen Kennzahl |
T | Feinst- und Weißblech und -band sowie spezialverchromtes Band und Blech (Verpackungsblech und -band) | gefolgt von einem Kennbuchstaben H bei einfach reduzierten Erzeugnissen mit einer Zahl, die dem Mittelwert des vorgeschriebenen Härtebereiches HR30Tm entspricht oder gefolgt von einer Zahl bei doppelt reduzierten Erzeugnissen, die der Nennstreckgrenze in N/mm2 entspricht |
M | Elektroblech und -band | gefolgt von einer Vielzahl von Angaben (siehe Norm) |
Der Buchstabe gibt erste Hinweise auf den Hauptanwendungsbereich. Falls erforderlich wird der Buchstabe G für Stahlguss vorangestellt. Die folgenden Zahlen geben Auskunft über die mechanischen und physikalischen Eigenschaften der Stahlsorten. Danach folgen die Zusatzsymbole.
Die Zusatzsymbole werden in zwei Gruppen unterteilt:
- für Stahl
- für Stahlerzeugnisse.
Die Zusatzsymbole für Stahl werden wiederum in zwei Gruppen unterteilt. Die Symbole der Gruppe 2 werden stets nur in Verbindung mit der Gruppe 1 verwendet und an diese angehängt. Diese Symbole bezeichnen Eigenschaften und/oder Behandlungszustände der Stähle.
Die Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse sind nachfolgend wiedergegeben.
Beispiele für Symbole für besondere Anforderungen (Auszug):
Symbol | Bedeutung |
+C | Grobkornstahl |
+F | Feinkornstahl |
+H | Mit besonderer Härtbarkeit |
+Z15 | Mindest-Brucheinschnürung senkrecht zur Oberfläche 15% |
Beispiele für Symbole für die Art des Überzuges (Auszug):
Symbol | Bedeutung |
+A | Feueraluminiert |
+AR | Aluminium walzplattiert |
+CU | Kupferüberzug |
+IC | Anorganische Beschichtung |
+OC | Organisch beschichtet |
+S | Feuerverzinnt |
+SE | Elektrolytisch verzinnt |
+Z | Feuerverzinkt |
+ZE | Elektrolytisch verzinkt |
Beispiele für Symbole für den Behandlungszustand (Auszug):
Symbol | Bedeutung |
+A | Weichgeglüht |
+AC | Geglüht auf kugelige Carbide |
+AT | Lösungsgeglüht |
+C | Kaltverfestigt (z.B. durch Walzen oder Ziehen) |
+Cnnn | Kaltverfestigt auf eine Mindestzugfestigkeit von nnn N/mm2 |
+CR | Kaltgewalzt |
+M | Thermomechanisch gewalzt |
+N | Normalgeglüht oder normalisierend gewalzt |
+Q | Abgeschreckt |
+QA | Luftgehärtet |
+QO | Ölgehärtet |
+QT | Vergütet |
+QW | Wassergehärtet |
+T | Angelassen |
+U | Unbehandelt |
Sie sind von den vorhergehenden Symbolen durch ein Pluszeichen (+) zu trennen und sie sind in der Regel auch nur bestimmten Hauptgruppen zuzuordnen. Eine Systematik kann aber nicht hergeleitet werden. Die Bedeutung der zu verwendenden Buchstaben, Zahlen und Ziffern sind in den einzelnen Hauptgruppen sehr unterschiedlich.
Bezeichnungsbeispiele für Stähle der Hauptgruppe 1 (Auswahl):
Stähle für den Stahlbau haben den Kennbuchstaben S. In der Regel sind dies warmgewalzte Profil- und Stabstähle für Stahlkonstruktionen, die aber auch im Maschinenbau Verwendung finden.
Zusatzsymbole der Gruppe 1:
- a) Symbole der Kerbschlagarbeit Av (Tabelle) und
- b) für Feinkornstahl nachfolgende Symbole:
- N=Normalgeglüht
- M=Thermomechanisch gewalzt
- Q=Vergütet (die früheren Bezeichnungen G2, G3 und G4 sind weggefallen)
Kerbschlagarbeit in Joule:
27J | 40J | 60J | Prüftemperatur °C |
JR | KR | LR | +20 |
JO | KO | LO | 0 |
J2 | K2 | L2 | -20 |
J3 | K3 | L3 | -30 |
J4 | K4 | L4 | -40 |
J5 | K5 | L5 | -50 |
J6 | K6 | L6 | -60 |
Zusatzsymbole der (Auswahl) Gruppe 2:
- C=besondere Kaltumformbarkeit
- D=für Schmelzüberzüge
- E=für Emaillierung
- H=Hohlprofile
- T=für Rohre
- W=Wetterfest
Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse: Tabelle 1, 2 und 3
Beispiel: S235J0
Stähle für den Maschinenbau haben den Kennbuchstaben E. Sie werden ohne besondere Anforderungen an Zähigkeit oder Schweißeignung hergestellt.
Zusatzsymbole der Gruppe 1: keine
Zusatzsymbole der Gruppe 2: C=besondere Kaltumformbarkeit
Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse: nur Tabelle 3
Beispiel: E355C
-
- E=Maschinenbaustahl
- Re=355 MPa
- C=mit besonderer Kaltumformbarkeit (z.B. für Blankstahlherstellung)
Stähle für Druckbehälter haben den Kennbuchstaben P. In der Regel sind dies Flacherzeugnisse.
Zusatzsymbole der Gruppe 1:
- M = Thermomechanisch gewalzt
- N = Normalgeglüht oder normalisierend gewalzt
- Q = Vergütet (M, N und Q nur bei Feinkornbaustählen)
- B = Gasflaschen
- S = einfache Druckbehälter
- T = Rohre
Zusatzsymbole der Gruppe 2:
- H = Hochtemperatur
- L = Tieftemperatur
- R = Raumtemperatur
- X = Hoch- und Tieftemperatur
Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse: Tabelle 1, 2 und 3
Beispiel: P355NH
-
- P=Druckbehälterstahl
- Re=355 MPa
- N=normalisierend gewalzt
- H=für hohe Temperaturen
Stähle für Flacherzeugnisse zum Kaltumformen erhalten den Kennbuchstaben D. Danach erfolgt eine zweistellige Zahl zur Unterscheidung der Stahlsorten. Verwendung für Bleche, Bänder, Rohre oder Hohlprofile.
Hauptsymbole:
- DC und zweistellige Kennzahl für kaltgewalzt
- DD und zweistellige Kennzahl für warmgewalzt
- DX und zweistellige Kennzahl für kalt- oder warmgewalzt.
Zusatzsymbole der Gruppe 1:
- D = für Schmelztauchüberzüge
- EK = für konventionelle Emaillierung
- ED = für Direktemaillierung
- H = für Hohlprofile, T=für Rohre
Zusatzsymbole der Gruppe 2: nicht vorgesehen
Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse: nur Tabelle 1 und 3
Beispiel: DC0+ZE75/75
-
- DC04 = kaltgewalztes Flacherzeugnis der Gütegruppe 04
- +ZE75/75 = elektrolytisch verzinkt mit einer beidseitigen Zinkauflage von 7,5 µm.
Hauptgruppe 2: Kurznamen werden aufgrund der chemischen Zusammensetzung gebildet. Sie erhalten Kennzahlen und Kennbuchstabe. Die Kennzahlen geben den hunderfachen C-Gehalt an. In Verbindung mit den Symbolen der Lergierungselemente den vier-, zehn-, hundert- oder tausendfachen Gehalt des Legierungselementes. Bei den Kennbuchstaben X und HS geben dei Zahlen den direkten Gehalt der Legierungselemente in Prozent an. Dabei werden vier Fälle unterschieden:
1. Unlegierte Stähle mit mittlerem Mn-Gehalt < 1% (ohne Automatenstahl).
Die Stähle erhalten einen Kennbuchstaben C und eine Kennzahl, die dem hundertfachen Gehalt des Kohlenstoffes entspricht.
Zusatzsymbole der Gruppe 1:
- E = vorgeschriebener max. S-Gehalt
- R = vorgeschriebener Bereich des S-Gehaltes
- D = zum Drahtziehen
- C = besondere Kaltumformbarkeit (meist Vormaterial für Blankstahl)
- S = für Federn
- U = für Werkzeuge
- W = für Schweißdraht
Zusatzsymbole der Gruppe 2: Chemische Symbole für zusätzliche Elemente, z.B. Cu, falls erforderlich.
Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse: nur Tabelle 3
Beispiel: C60E
-
- unlegierter Vergütungsstahl mit einem mittleren Mn-Gehalt < 1%
- einem mittleren C-Gehalt von 0,60% und
- einem vorgeschriebenen S-Gehalt (E).
2. Unlegierte Stähle mit einem Mn-Gehalt von > 1% und unlegierte Automatenstähle sowie legierte Stähle, sofern der mittlere Gehalt der einzelnen Legierungskomponenten unter 5% liegt (ausgenommen Schnellarbeitsstähle).
Diese Stähle werden nach ihrem Kohlenstoffgehalt und ihren Legierungselementen klassifiziert. Der mittlere C-Gehalt wird als das Hundertfache angegeben. Die Legierungselemente werden durch ihre Symbole dieser Zahl angehängt, gefolgt von Zahlen, die dem mittleren Gehalt der Elemente, multipliziert mit den nachstehenden Faktoren entsprechen.
Elemente | Faktor |
Cr, Co, Mn, Ni, Si, W | 4 |
Al, Be, Cu, Mo, Nb, Pb, Ta, Ti, V, Zr | 10 |
Ce, N, P, S, (C) | 100 |
B | 1000 |
Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse: nur Tabelle 1 und 3
Beispiel: 42CrMo4
Legierter Vergütungsstahl mit einem mittleren C-Gehalt von 0,42% (42/100) und einem Mn-Gehalt von > 1%, bei dem der mittlere Gehalt an Legierungselemente unter 5% liegt. 1% Cr (4/4) und Mo Anteile.
3. Legierte Stähle, sofern der Gehalt mindestens eines Legierungselements > 5% beträgt (ausgenommen Schnellarbeitsstähle).
Diesen Stählen ist der Kennbuchstabe X vorangestellt, gefolgt von einer Zahl, die dem hundertfachen des mittleren Kohlenstoffgehaltes entspricht. Dem folgen die chemischen Symbole der Legierungselemente sowie Zahlen, getrennt durch einen Bindestrich. Die Zahlen geben den Gehalt der Legierungselemente direkt in Prozent an.
Zusatzsymbole für Stahlerzeugnisse: nur Tabelle 1 und 3
Beispiel: X2CrNiMoTi17-12-2
-
- hochlegierter Cr-Ni Stahl bei dem der mittlere C-Gehalt bei 0,02% liegt.
- mit 17 % Cr-Anteile und
- 12 % Ni-Gehalt sowie
- 2 % Mo und
- Anteile von Ti.
Sie werden gekennzeichnet durch die Buchstaben HS und Zahlen die in nachfolgender Reihe die prozentualen Gehalte nachstehender Elemente angeben:
Zusatzsymbole sind nicht vorgesehen.
Beispiel: HS2-9-1-8
Bezeichnung eines Schnellarbeitsstahl (HS) mit
- 2 % W
- 9 % Mo
- 1 % V
- 8 % Co.